1×1 DES GAMINGS: DER RICHTIGE BILDSCHIRM FÜR RETRO-KONSOLEN

Sie möchten mal wieder Ihre alte PlayStation, Ihr NES oder Ihr Atari 2600 hervorholen und eine Zeitreise in die 1970er, 1980er oder 1990er machen? Dann lassen Sie am besten die Finger von Ihrem modernen 4K-Fernseher.

Menschen der Generation Z, also diejenigen, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind, kennen Computer- und Videospiele fast ausschließlich als bombastische, cineastisch inszenierte 3D-Grafikspektakel in hoher Auflösung. Als sie in das Alter gekommen sind, in dem man typischerweise so richtig mit dem Zocken beginnt, hat es bereits die siebte Konsolengeneration gegeben, zu der die Xbox 360 und die PlayStation 3 gehören, die ersten HD-Konsolen. Die Generation Z hat gar nicht miterlebt, wie stark sich Videospiele seit Anbeginn ihrer Existenz grafisch weiterentwickelt haben – so stark, dass es wenig ratsam ist, Retro-Konsolen an moderne TV-Geräte anzuschließen, zumindest nicht ohne Zusatz-Hardware.

Die gute alte Kathodenstrahlröhre

Die Konsolen bis hin zur sechsten Generation (PlayStation 2, Xbox, GameCube) und deren Spiele sind so entwickelt worden, dass sie ein tolles visuelles Erlebnis auf Röhrenfernsehern bieten. Bis in die Mitte der 2000er waren die klobigen TV-Bildschirme der Standard in den Wohnzimmern dieser Welt. Statt 1080p und 4K gab es damals maximal 480p, die ganz alten Konsolen aus den 70ern und 80ern sind mit noch weitaus weniger ausgekommen. Dass niedrig aufgelöstes Bildmaterial auf einem Display mit hoher Auflösung nicht sonderlich gut aussieht, dürfte jedem klar sein, der schon mal ein 720p-Video auf einem 4K-Bildschirm abgespielt hat. Weil das Bild eine deutlich geringere Anzahl an Pixeln als das Gerät hat, müssen die Pixel vergrößert werden, was zu Unschärfe führt. Noch größer ist das Problem bei Spielen, die in maximal 480p laufen.

Doch Röhrenfernseher unterscheiden sich bekanntlich nicht nur in Sachen Auflösung von heutigen TV-Geräten. Die Bilder wurden mit einer völlig anderen Technologie erzeugt und auch die Pixelstruktur war eine andere. Die damaligen Konsolen und Spiele waren daran angepasst. Dass später einmal Flachbildschirme den TV-Markt dominieren würden, die aus selbstleuchtenden, organischen Materialien (OLED) oder Flüssigkristallen (LCD) bestehen, konnte niemand vorhersehen. Kein Wunder also, dass Retro-Spiele auf modernen Displays schlechter aussehen als auf alten Röhrenbildschirmen.

Klar ist also: Der ideale Weg, um (die meisten) Retro-Spiele zu genießen, ist die Nutzung eines Röhrenfernsehers. Das Problem dabei: Woher nehmen, wenn man so ein altes Gerät nicht (mehr) zu Hause stehen hat? Röhrenbildschirme werden schon seit annähernd 20 Jahren nicht mehr produziert und sind dementsprechend nicht im normalen Handel erhältlich. Wenn Sie nicht gerade jemanden kennen, der noch ein altes TV-Gerät besitzt und bereit ist, es abzugeben, bleibt Ihnen nur die Möglichkeit, sich auf dem Gebrauchtmarkt umzuschauen. Immerhin muss man dank des Internets heutzutage nicht lange suchen, um auf einschlägigen Seiten des Gebrauchthandels eine Auswahl an Röhrenfernsehern zu finden.

Nun mögen die Flimmerkisten für heutige Verhältnisse sehr klein sein. Maximal 82 Zentimeter Bildschirmdiagonale hat ein CRT-Gerät, also nicht einmal 40 Zoll. Für ein Wohnzimmer, in dem man recht weit vom Fernseher entfernt sitzt, ist das nicht ideal. Noch dazu ist es heute einfach ungewohnt, auf so ein kleines Bild zu blicken. Allerdings wird ein Röhrenfernseher wohl kaum den Platz Ihres 4K-TVs einnehmen, sondern sicherlich seine eigene Ecke in Ihren vier Wänden erhalten. Er soll ja lediglich dazu dienen, mit NES, SEGA Mega Drive oder PlayStation 1 zu spielen. Im Idealfall richten Sie sich Ihren Retro-Gaming-Bereich so ein, dass Sie nicht mehr als zwei Meter vom Fernseher entfernt sitzen.

Das richtige Kabel

Apropos einrichten: Neben TV-Gerät und Konsole benötigen Sie noch etwas, um Ihre Gaming-Zeitreise antreten zu können: die passenden Kabel. Heute werden Fernseher und Konsolen üblicherweise per HDMI verbunden. Wenn Sie aber nicht gerade eine PlayStation 3 oder ein späteres Modell der Xbox 360 zum Laufen bringen möchten (wofür wir Ihnen keinen Röhrenbildschirm, sondern einen HD-Bildschirm mit maximal 1080p empfehlen), benötigen Sie eine andere Art von Kabel. Was genau, hängt von der Konsole und den Anschlussmöglichkeiten des TV ab.

Für richtig alte Konsolen wie das Atari VCS/2600, das Ende der 70er erschienen ist, brauchen Sie ein simples Antennenkabel mit einem männlichen und einem weiblichen Stecker. Bei später erschienenen Konsolen haben Sie mehrere Optionen: So können Sie etwa das Composite-Signal abgreifen, das in den gelben Video-Cinch-Eingang des Fernsehers geht. Die dafür vorgesehenen Anschlüsse an den Konsolen fallen unterschiedlich aus. Die Nintendo-Systeme (SNES, N64, GameCube) verfügen über einen flachen Multi-Out-Ausgang, während das Master System und Mega Drive von SEGA einen runden DIN-AV-Anschluss haben. Idealerweise nutzen Sie aber gar nicht das Composite-, sondern das RGB-Signal und somit ein SCART-Kabel. Damit erzielen Sie die besten Ergebnisse bei allen Konsolen mit 240p-Auflösung, sei es NES oder PlayStation 1. RGB erzeugt schärfere Kanten und sattere Farben auf dem Bildschirm und ist damit das Nonplusultra.

Was die Generation der 480p-fähigen Konsolen anbelangt, empfiehlt sich in den meisten Fällen ein Komponentenkabel mit rotem, blauem und grünem Stecker, das Sie mit einem Cinch-Audiokabel mit rotem und weißem Stecker kombinieren. Die einzige Ausnahme: Besteht die Möglichkeit, ein VGA-Kabel zu verwenden, sollten Sie dieses vorziehen. Eine Konsole, bei der das geht, ist die SEGA Dreamcast. VGA liefert hier nochmal ein besseres Bild als ein Komponentenkabel.

Geht es auch ohne alten Fernseher?

Sie möchten gerne Retro-Spiele spielen, haben aber keine Lust, sich einen Röhrenfernseher in die Wohnung zu stellen? Oder schlicht nicht den Platz für ein zweites TV-Gerät? Keine Sorge, es gibt eine Alternative, mit der Sie Klassiker von Nintendo, SEGA und Co. zocken können, ohne eine schlechte Bildqualität in Kauf nehmen zu müssen. Die Rede ist von Upscalern: kleine Geräte, die Sie zwischen Konsole und TV schalten, und die das Bild auf eine moderne Auflösung hochskalieren. Gleichzeitig fungieren sie als Adapter, denn heutige Fernseher haben – wenig überraschend – keine passenden Anschlüsse mehr für die Videokabel von vor mehr als 20 Jahren. Es gibt Upscaler von verschiedenen Herstellern und in unterschiedlichen Preisklassen. Die besten Geräte kosten mehrere 100 Euro. Sich einen alten Röhrenfernseher zu besorgen, ist demzufolge die günstigere Lösung.

Wer ein Herz für Retro-Gaming hat, sollte aber so oder so etwas Geld in die Hand nehmen, um Spieleklassiker zu genießen und sich das Vergnügen nicht von einer schlechten Bilddarstellung schmälern zu lassen. Wer nicht bereit ist, Extra-Hardware dafür anzuschaffen, muss darauf hoffen, dass die Hersteller Neuauflagen der Spiele für moderne Plattformen entwickeln und sich dabei Mühe geben, eine gute Qualität abzuliefern. Nicht alle Remastered-Versionen alter Klassiker sind dem Status der Originale gerecht geworden, man denke nur an die wenig gelungene Silent Hill HD Collection, die 2012 für PS3 und Xbox 360 erschienen ist.

Nintendo bietet auf der Switch immerhin NES-, SNES-, Game-Boy-, N64-, Game-Boy-Advance- und SEGA-Mega-Drive-Spiele an, allerdings brauchen Sie dafür zwingend eine kostenpflichtige Nintendo-Switch-Online-Mitgliedschaft (für N64-, GBA- und Mega-Drive-Spiele mit Erweiterungspaket) und können sich die Titel nicht einfach so einzeln im Online-Shop kaufen. Immerhin laufen die Spiele in diesen Fällen wenigstens in HD (wenn auch nur in 720p) und sind an die Darstellung auf Flachbildschirmen mit HDMI-Schnittstelle angepasst.

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