DER KLINKENSTECKER: NACH ÜBER 140 JAHREN NOCH NICHT IN RENTE

Man sollte meinen, dass Übertragungsstandards im Bereich der Elektronik maximal zwei, vielleicht drei Jahrzehnte überdauern und dann von fortschrittlichen Technologien ersetzt werden. Der Klinkenstecker beweist, dass es ganz anders kommen kann.

Wir wagen zu behaupten, dass jeder von Ihnen einen Klinkenstecker nicht bloß schon in der Hand gehabt, sondern regelmäßig verwendet hat. Dieser Verbindungsstandard ist so etabliert wie kaum ein anderer. Computerlautsprecher und Kopfhörer werden bis heute per Klinkenkabel angeschlossen, ebenso E-Gitarren und andere elektronische Musikinstrumente. Dabei hat die Technik schon weit mehr als 100 Jahre auf dem Buckel.

Jawohl, der Klinkenstecker hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert. Ende der 1870er-Jahre, also in der Blütezeit des Telefons, kamen die ersten Exemplare mit einem Schaftdurchmesser von 6,35 Millimetern zum Einsatz. Damals wurden die ersten Klappenschränke in Betrieb genommen. So nennt man die Vermittlungseinrichtungen, mit denen früher die Verbindungen zwischen Gesprächsteilnehmern manuell hergestellt werden mussten.

1878 eröffnete die weltweit erste kommerzielle Telefonzentrale in New Haven, Connecticut. Hauptverantwortlich dafür war der Mechaniker und Erfinder George W. Coy. Anfangs waren es 21 Menschen, die ein Telefon zur Verfügung hatten. Ihnen standen acht Leitungen zur Verfügung, um miteinander zu kommunizieren. Coy selbst stöpselte dabei die Klinkenstecker um und verband die Gesprächspartner miteinander. Damit wurde er zum ersten Telefonisten der Welt.

Die Telefonie ist nur der Anfang

1884 erhielt ein gewisser C. E. Scribner das erste Patent für einen Klinkenstecker. Es folgten weitere für eine verbesserte Version, die heutige Form der 6,35-mm-Variante geht jedoch auf ein Patent aus dem Jahr 1902 von Henry P. Clausen zurück. Der erste große Produzent von Klinkensteckern war die Firma Western Electric, ein Tochterunternehmen von AT&T – und der Telekommunikationskonzern, den unter anderem Alexander Graham Bell mitgegründet hatte. Da verwundert es nicht, dass der Klinkenstecker lange Zeit nur in der Telekommunikation eingesetzt wurde.

In den 1950ern entstand die 3,5-Millimeter-Version des Klinkensteckers, die heute am weitesten verbreitete Variante. Ursprünglich wurde sie als Anschluss für die Hörmuscheln von Transistorradios entwickelt. Erhöhte Popularität erlangte die Klinke 1964, als das EFM-117J-Radio von Sony auf den Markt kam. Die meisten Leute werden aber sicherlich wegen des Walkmans das erste Mal mit ihr in Berührung gekommen sein.

USB-C und Bluetooth verdrängen den Klinkenstecker

Aus dem Bereich der portablen Geräte waren Klinkenstecker, -buchsen und -kabel lange Zeit nicht wegzudenken. Ob Discman, MP3-Player oder Smartphone: Peripherie wie Kopfhörer wurde stets per Klinkenverbindung angeschlossen. Seit wenigen Jahren ist jedoch zu beobachten, dass der Klinkenanschluss immer seltener anzutreffen ist. Längst nicht jedes moderne Mobiltelefon hat noch eine entsprechende Schnittstelle. Das hat damit zu tun, dass sich Bluetooth-Kopfhörer immer mehr durchsetzen. Zur Konkurrenz zählt auch  USB-C. Eine USB-C-Buchse hat heutzutage jedes Smartphone, weil darüber auch der eingebaute Akku aufgeladen werden kann. Den Klinkenanschluss sparen sich Hersteller zunehmend.

Zumindest dem PC-Bereich bleibt die Klinke sicherlich noch eine Weile erhalten. Sie ist Standard, wenn es um Anschlussmöglichkeiten für Lautsprecher geht. Auch bei Headsets setzen Hersteller gerne noch auf Klinkenstecker, wobei Modelle mit USB-Verbindung genauso weit verbreitet sind.

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