WAS IST DOLBY ATMOS?

Normaler Raumklang war gestern. Heute ist Dolby Atmos das Maß der Dinge, wenn es um guten Sound geht.

1965 gründete der US-amerikanische Ingenieur Ray Dolby das Unternehmen Dolby Laboratories in London. Seit mittlerweile fast 60 Jahren steht die Firma mit heutigem Hauptsitz in San Francisco für gute Tonqualität – sowohl in öffentlichen Kinos als auch im Heimkinobereich. In den ersten rund 25 Jahren seines Bestehens war Dolby darauf spezialisiert, Kompandersysteme zur Rauschunterdrückung zu entwickeln. In den 1990ern begann man mit den Arbeiten an Mehrkanaltonsystemen – also dem, wofür Dolby heute weltbekannt ist. Dolby Digital wurde zum Standardraumklangformat und seit 2012 gibt es einen Nachfolger, der unbestritten eines der besten Audioformate unserer Zeit ist: Dolby Atmos.

Kleiner geschichtlicher Rückblick

2012 kam „Merida – Legende der Highlands“ (Originaltitel: „Brave“) in die Kinos. Der Animationsfilm erzählt die Geschichte eines jungen Mädchen aus den schottischen Highlands, das selbstbestimmt leben möchte. Rein inhaltlich gesehen ist der Pixar-Film zwar kein Novum, in technischer Hinsicht stellt er aber durchaus etwas Besonderes dar. Es ist nämlich der erste Kinofilm gewesen, für den Dolby Atmos verwendet wurde, als er im Juni 2012 im El Capitan Theatre in Hollywood Premiere feierte. In jenem Jahr wurden 25 Kinos weltweit mit Dolby-Atmos-Technologie ausgestattet, 2013 stieg die Zahl auf 300 Lichtspielhäuser. Mittlerweile gibt es mehr als 10.000 Dolby-Atmos-Kinos und das Audioformat hat den Weg ins Heimkino gefunden.

Was unterscheidet Dolby Atmos von gewöhnlichem Raumklang?

Surround-Sound ist schon lange keine Besonderheit mehr. In vielen Wohnzimmern sind eine 5.1-Anlage oder ein noch umfangreicheres Audiosystem zu finden, um den Ton von Filmen und Spielen aus allen Richtungen wiedergeben und das Musikerlebnis noch eindrücklicher gestalten zu können. Dolby Atmos setzt noch einen obendrauf. Dessen Sinn und Zweck ist es, die Immersion beim Film- und Spielgenuss nochmals zu intensivieren. Dazu wird der Surround-Sound um eine weitere Ebene ergänzt: Ton, der von oben kommt.

Bei Dolby Atmos sind also nicht nur mehrere Lautsprecher um einen Bildschirm herum angeordnet, sondern es gibt auch welche, die an der Decke hängen. Deswegen bestehen die Bezeichnungen für die entsprechenden Lautsprecherkonfigurationen auch nicht aus zwei Zahlen (wie beim normalen Surround-Sound), sondern aus drei. Aus einem 5.1-System wird so etwa ein 5.1.2-Setup. Die erste Ziffer steht für die Anzahl der umgebenden Lautsprecher, die zweite für die Anzahl der Subwoofer und die dritte für die Anzahl der Deckenlautsprecher.

Eine weitere Besonderheit von Dolby Atmos ist, dass es nicht kanal-, sondern objektbasiert ist. Hat bei Dolby Digital noch jeder Lautsprecher einen Kanal mit einer festen Tonspur, die er wiedergibt, gibt es diese Tonspuren bei Dolby Atmos gar nicht. Der Ton jedes einzelnen „Objekts“ (gemeint sind alle Elemente, die einen Sound haben, also auch menschliche Stimmen, Umweltlaute etc.) in einem Film, einer Serie, einem Spiel oder einem Musikstück wird individuell ausgegeben. Dolby Atmos ist dadurch nicht so starr wie andere Raumklangformate. Der Sound eines einzelnen Objekts kann dynamisch von einem Lautsprecher zum anderen „wandern“, was den 3D-Effekt verstärkt und Sie noch tiefer in die Klangwelt eintauchen lässt.

Was ist für Dolby Atmos nötig?

„Lautsprecher an der Decke? Brauche ich also neben einem teuren Audiosystem noch ein passend geschnittenes Wohnzimmer, um Dolby Atmos genießen zu können?“ Keine Sorge: Von der Technologie profitieren Sie auch dann, wenn Sie nicht das Geld für eine 5.1.2-Anlage oder ein umfangreicheres System haben. Das bestmögliche Klangerlebnis wird ohnehin so gut wie kein Privatanwender haben, denn dafür wären in der Theorie 64 Lautsprecher notwendig.

Dolby Atmos lässt sich auch schon für einen deutlich geringeren finanziellen Aufwand in den eigenen vier Wänden nutzen. Es gibt beispielsweise Soundbars, die das Format unterstützen. „Aber dann fehlen doch die Deckenlautsprecher?!“ Das ist richtig, doch mit dem sogenannten Upfiring gibt es eine Alternative. So lassen sich Lautsprecher neben (oder im Fall einer Soundbar vor oder unter) dem Fernseher dazu nutzen, Sound in Richtung Decke auszugeben, wo er wiederum reflektiert wird. Das erweckt den Anschein, der Ton komme von oben. Das Klangerlebnis ist damit zwar nicht ganz so beeindruckend wie mit vollwertigem Dolby Atmos, aber immer noch eine große Bereicherung für jedes Heimkino.

Für das Dolby-Atmos-Vergnügen braucht es aber nicht nur passende Audio-Hardware. Zunächst einmal muss auch das Quellgerät Dolby-Atmos-fähig sein. Bei vielen Smart-TVs ist das heutzutage der Fall. Wer noch eine physische Filmsammlung pflegt, braucht einen Blu-ray-Player mit Dolby-Atmos-Unterstützung. Beim Blick auf den Videospielkonsolenmarkt lässt sich feststellen: Nur die Xbox Series X/S und die PlayStation 5 bieten Dolby Atmos. Ältere Hardware, also PS4, Xbox One und Nintendo Switch, kommt ohne Support daher. Allerdings fehlt diesen Plattformen auch etwas Entscheidendes: Dolby Atmos setzt HDMI 2.1 mit eARC (Enhanced Audio Return Channel) voraus. Nur mit Geräten, die über entsprechende Anschlüsse verfügen, sowie mit HDMI-2.1-Kabeln können Sie in den Genuss des fortschrittlichen Audioformats kommen.

Es kommt nicht nur auf Ihre Geräte an

Selbst wenn Ihre Hardware fit für Dolby Atmos ist, heißt das nicht, dass Sie jeden Film, jede Serie, jedes Spiel und jede Form von Musik mit tollem 3D-Klang erleben können. Dafür müssen entsprechende Metadaten hinterlegt sein. Ein Werk muss an Dolby Atmos angepasst sein und diese Daten aufweisen, sonst bekommen Sie maximal gewöhnlichen Raumklang zu hören. Glücklicherweise wird Dolby Atmos mittlerweile von allen großen Streaming-Anbietern für Filme und Serien (Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Apple TV+, gilt aber nicht für deren komplette Kataloge) und auch in immer mehr Spielen unterstützt. Bei Musik sieht es etwas anders aus. Apple Music, Amazon Music Unlimited und Tidal haben Dolby-Atmos-Support, aber eben längst nicht für alle Titel und bei Spotify gibt es das Format gar nicht.

Fest steht aber: Dolby Atmos ist gekommen, um zu bleiben – zumindest so lange, bis etwas noch Besseres auf den Markt kommt. Bis dahin wird sich Dolby Atmos weiter etablieren, so wie es im Videobereich bei 4K und HDR der Fall ist.

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